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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 161

1911 - Erfurt : Keyser
— 161 — hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden. Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde. Falckenstein’sche Chronik. 53. Das Erfurter Friedensfeit. (1650.) Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht. Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend. Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade," l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld. i

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 1

1911 - Erfurt : Keyser
I. Erfurts Entstehung und keine Geschichte bis zum 3ahre 1000. Erfurts Entstehung: Erfurt, die Stadl „einst heidnischer Bauern", wie Bouifacius sie nannte, war bereits im 6. Jahrhundert bewohnt?) Aber schon lange vorher war die Gegend besiedelt. 4000 Jahre vor der heutigen Zeit erkannten Hirten, deren Rassezugehörigkeit uns unbekannt ist, die Vorzüge der Landschaft: einen trockenen Berg zu guter Wohnslatt, ein klares Gebirgswasser zu frischem Trunk, einen dichten Wald mit schmackhaften Früchten und einen zu Viehzucht und Ackerbau geeigneten Boden. Sie bauten sich deshalb hier an und zwar südwestlich vom Petersberge, in der Gegend der heutigen Rudolf- und Heinrichstratze und am Nordfuße des Steigers bei Villa Stürcke (f. Erfurt in der Steinzeit, Nr. 1). Aus unbekannten Gründen verließen die ersten Bewohner aber die Gegend. Doch zur Bronzezeit (nach 1500 v. Chr.) wurde sie von neuem durch Kelten besiedelt (s. In der Bronzezeit, Nr. 2). Sie errichteten ihre Wohnstätten wohl an den alten Dorfftätten. Ein Jahrtaufend später traten an ihre Stelle Germanen, die damals von Thüringen Besitz nähmen. Auch sie hatten ihre Herd-stätten zunächst an der Stelle der alten Siedlungen, doch ließen sie sich später mehr nordwärts vom Petersberge und in der Gegend des neuen städtischen Krankenhauses nieder. Letztere heißt heute noch im Flurbuche die „hohe Stadt". Die neuen Ansiedler hatten ihre Wallburgen, die Zufluchtsstätten in Zeilen der Not und Gefahr, auf dem Petersberge und im Steiger oberhalb des Bachstelzenweges, nahe dem Jdablick. Letztere ist heute noch vorhanden. Den germanischen Thüringern war das Eisen bekannt, auch benutzten sie die Töpferscheibe. Die Erfurter Gegend blieb von da für immer bewohnt. Um den Anfang der christlichen Zeitrechnung wurden die hiesigen Ansiedler mit den Römern bekannt und befreundet und standen mit ihnen in regem Handelsverkehr. Bald kam auch von außen Zuwachs. Neue germanische Stämme siedelten sich an, und slawische Familien ließen sich nieder (s. Was die Geschichte von den alten Thüringern weiß, Nr. 5). Die Siedlung griff allmählich auf die !) Bewiesen durch Gräberfunde aus der Merowingerzeit, z. B- auf dem Anger (nahe Nr. 64).

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 2

1911 - Erfurt : Keyser
— 2 — Cftjeitß des Petersberges über. Zuletzt waren die neuen Anbauer sogar gezwungen, die bisher wegen der Überschwemmungsgefahr gemiedene Geraebeue auszusuchen. Nun vollzog sich an der Gera-surt zwischen einheimischen und fremden, zumal slawischen und auch jüdischen Händlern, ein reger Marktverkehr. Auf dem jetzigen Wenigen Markt, der bequemen Anfuhr zur Furt, tauschten und handelten die fremden Kaufleute schon vor mehr als 1400 Jahren mit den alten Erfurtern. Es ist darum auch nicht ausgeschlossen, daß der Name des Platzes eine Zusammenziehung des Namens „Wendischer Markt" ist und an die alten Beziehungen zwischen Erfurt und den wendischen oder slawischen Kaufleuten erinnert. Deutung des Namens: Die alten Chronisten berichten uns von mehreren Dörfern, aus denen sie die Stadt entstehen lassen. Eins derselben soll Schilderode geheißen haben, und die Gegend, in der es lag, zeigt heute wohl noch die Schildchensmühle an. Das andere ist die weit ältere Siedlung am Petersberge. Infolge ihres steten Wachstums, zu dem besonders die vorübergehenden Märkte und vielleicht auch die Flüchtlinge aus Burg Scheidungen (s. Der Sturz des thüringischen Königreiches, Nr. 9) beitrugen, vereinigten sich bald beide Orte. Dabei nahm Schilderode den Namen der älteren Siedlung, welche „ze dem Erphesberge" hieß, an. Dadurch wurde aus der Siedlung am Berge in der Nähe eines Erphes, d. H. eines fließenden Wassers, eine Furtstadt. Sie hat den Namen Erphesfurt, d. i. Furt im fließenden Wasser, für immer behalten und nennt sich heute Erfurt. Doch wird der Name auch anders gedeutet: Erpesfurt = Furt des Erpes, des ersten Thüringer Königs oder eines Müllers, den die Sage im Brühl oder in der Furtmühle wohnen läßt; Erfurt = Gerfurt, d. i. Furt in der Gera; Eorphesfnrt — Viehfurt. Erfurts weitere Entwicklung: Die Gründung Erfurts durch den ersten Thüringer Kriegskönig Erpes (f. S. 12) ist ebenso sagenhaft wie die Person des Gründers; ebenso gehört die Vergrößerung der Stadt durch König Merwig, einen seiner Nachfolger, und der Bau des Palastes auf dem Petersberge, sowie die Errichtung der Merwigsburg bei Möbisburg*) durch ihn ins Gebiet der Sage. Doch lassen diese, wenn auch sagenhaften Berichte erkennen, daß in jener Zeit das Schicksal Erfurts mit den Geschicken Thüringens eng verbunden war und daß die Geschichte Erfurts in jenen Tagen mit der Thüringens zusammenfällt (s. 1. Was die Sage usw. u. 2. Was die Geschichte von den alten Thüringern weiß, Nr. 3 n. Nr. 5; s. a. Sage von der Merwigsburg bei Möbisburg, Nr. 4). An der Stelle, an der Erfurt liegt, an dem günstigen Kreuzpunkt „zweier großer Straßen, von denen die eine vom Harz nach dem Thüringer Wald, die andere aus den Slawenländern im 9 Hat mit König Merwig nichts zu tun, wie ihr alter Name Meinwartis-burc beweist.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 106

1911 - Erfurt : Keyser
— 106 — Gegen 8 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Zwölf der geachletsten Ratsherren trugen den silbernen Sarg der beiden Heiligen auf ihren Schultern. Voran wehte die prächtige, goldene Ratsfahne mit den darauf gemalten Bildnissen der Märtyrer. Der schimmernde Sarg war von Weihrauchwolken umhüllt. Ihm folgten die sämtlichen Geistlichen in ihren prächtigen Gewändern, die übrigen Mitglieder des Rates, alle in Erfurt zur Zeit sich aufhaltenden fürstlichen Personen, Grafen und Ritter in ihren glänzenden Rüstungen und endlich die zahllose Menge der Bürger und frommen Wallfahrer. Alle Glocken läuteten, und die waffentra-genden Bürger begleiteten in ihren blanken Harnischen den Zug oder hatten in den durchzogenen Straßen Ausstellung genommen. Im Jahre 1521 wurde die Prozession zum letzten Male abgehalten; das für Erfurt so merkwürdige und einträgliche Fest erreichte durch den Banernansruhr sein Ende. Der silberne Sarg wurde zur größeren Sicherheit auf das Rathaus geschafft, wo er eine Zeit verblieb. Später aber beschlossen die Väter der Stadt, der Ratskasse, die durch große Ausgaben völlig erschöpft war, neue Mittel dadurch zuzuführen, daß sie den Sarg zu Geld umprägen ließen. Die Geldstücke führten den Namen Sargpfennige. Die beiden Heiligen wurden einstweilen in einen hölzernen Sarg gelegt, den man nach dem Muster des silbernen gefertigt hatte. Noch heute kann man diesen Sarkophag mit seinen reichen Verzierungen sehen. (Nach Konstantin Beyer.) 37. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände Erfurts in der zweiten Baisse des fünfzehnten Jahrhunderts. Krasser Aberglaube: Bei der Betrachtung der gesellschaft- lichen wie wirtschaftlichen Verhältnisse am Ausgange des Mittelalters fällt uns der krasse Aberglaube auf, welcher allgemein bei hoch und niedrig, bei Ungebildeten und Gebildeten, ja selbst bei Gelehrten und Schriftstellern, in Laien- wie in geistlichen Kreisen herrschte. Dazu war eine schier unglaubliche Unwissenheit, besonders in geschichtlichen und geographischen Dingen verbreitet. Unser Chronist sagt: Mainz, Mognneia, liegt an zwei Flüssen, am Moygin und an der Ezya. Es war ihm unbekannt, daß seine Bischofsstadt also außer am Main am Rhein lag, und er erdachte sich in Anlehnung an den lateinischen Namen Mognneia den Fluß Ezya. — Selbst nicht einmal vor der biblischen und kirchlichen Ueberlieferung machten Aberglaube und Unwissenheit Halt. So wirb, um bafür ein Beispiel zu erzählen, die Geschichte des Verräters Jubas in der unglaublichsten Weise umgestaltet. Die Mutter des Jubas träumt, daß sie einem bösen und verworfenen Sohne, der „dem Teufel gleich wäre", das Leben geben Würbe. Das Kind wirb nach der Geburt von bett erschrockenen Eltern, die in Jerusalem wohnen,

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 233

1902 - Karlsruhe : Lang
Gründer nennt man den Bischof Patiens, den der Apostel Johannes in biefe Gegenb geschickt haben soll. Die Klosterkirche soll auch die erste Kathedrale von Metz gewesen sein, bis sie von den Horden Attilas zerstört wurde. Später baute man sie wieder aus, und in ihr fanden eine Anzahl von Fürsten und Fürstinnen ihre letzte Ruhe; so Rothaib, die Tochter des Königs Pipin; Hildegard, die Gemahlin Karls des Großen; der Kaiser Ludwig der Fromme. Zur Zeit der französischen Revolution wurden die Gräber erbrochen und die Überreste der Gebeine zerstreut, die Kostbarkeiten geplündert. Ein anderes Kloster, das seine Gründung in die ältesten Zeiten zurückführt, ist Gorze, wo schon der hl. Clemens eine Einsiedelei angelegt haben soll. Iii. Aas Reichs land unter der Kerrschaft der Kranken. 1. Die Franken werden die Herren des Elsasses. Die Herrschaft der Alemannen dauerte im Elsaß nicht lange, kaum hundert Jahre. Ihre Wohnsitze schienen ihnen zu klein, und deshalb zogen große Scharen nordwestlich nach Lothringen und überfluteten selbst die Rheinlanbe, wo sie bis gegen Aachen vordrangen. Eine Schlacht mußte entscheiden, ob die Alemannen, ob die Franken Herren die]er Länber würden. Wie schon im Hauptteil erzählt wurde, siegte der Frankenkönig Chlodwig in der Schlacht bei Zülpich 496, und von dieser Zeit an stand nicht nur Lothringen, sondern auch das Elsaß unter der Herrschaft der Franken. Chlodwig hatte vier Sohne; nach dem Tode des Vaters teilten sie das Reich unter sich. Der älteste, Theodorich I., erhielt die deutschen Länder zwischen Maas und Thüringer Walb und wohnte in Metz. Später nannte man dieses Gebiet Ostreich oder Australien, während der westlich davon gelegene Teil Neustrien genannt wurde. 2. Der Odilienberg in den frühesten Zeiten. Zu den schönsten Punkten der nördlichen Vogesen gehört der Odilienberg. Schon von fern erblickt man den mächtigen Gebirgs-ftocf, der sich jäh ans der oberrheinischen Tiefebene erhebt. In Zwei bis brei Stunden führt der Weg vom Fuße des Berges durch schattigen Wald bis auf die Spitze zum schlichten Kloster. Von dem Klostergarten genießt man eine herrliche Aussicht auf die Rheinebene und den Schwarzwald. Schon sehr frühe war der Odilienberg durch eine große Ilmwallung befestigt, die den Namen Heidenmauer führt. Im 4. Jahrhundert, als die Waffen und das Ansehen der Römer die Bevölkerung des Elsasses vor den anstürmenden germanischen

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 299

1902 - Karlsruhe : Lang
— 299 — Wirthen. 1. Ter große König wollte gern sehn, Was seine Generale wüßten; Ta ließ er an alle Briefe ergehn, Daß sie gteich ihm schreiben müßten, Was jeder von ihnen zu tun gedenkt, Wenn der Feind ihn so oder so bedrängt. 2. Ter Vater Ziethen, der alte Husar, Besah verwundert den Zettel. „Ter König hält mich zum Narren wohl gar!" So flucht er, „was soll mir der Bettel! Husar, das bin ich, potz Element! Kein Schreiber oder verpfuschter Studeut." 3. Ta macht er ans einen Bogen Papier Einen großen Klecks in der Mitten, Rechts, oben, links, unten dann Linien vier, Tie all' in dem Kleckse sich schnitten, Und jede endete auch in 'nein Klecks. So schickt er den Bogen dem alten Rex. 4. Ter schüttelt den Kops gedankenvoll, Fragt bei der Revue dann den Alten: „Zum Schwerenot, Ziethen, ist er toll? Was soll ich vom Wische da halten?" Ten Bart streicht sich Ziethen: „Tas ist bald erklärt, Wenn Eu'r Majestät mir Gehör gewährt. 5. Ter große Klecks in der Mitte bin ich, Ter Feind einer dort von den vieren, Ter kann nun von vorn oder hinten aus mich, Von rechts oder links auch marschiere::: Tann rück' ich aus einem der Striche vor Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, aufs Ohr." 6. Ta hat der König laut aufgelacht Und bei sich selber gemeinet: „Ter Ziethen ist klüger, als ich es gedacht, Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet. Tas ist mir der beste Reitersmann, Ter den Feind schlägt, wo er auch rücket an." Friedrich von Salier. Der König uttit der Müller. 1. Es wohnt ein Müller sorgenfrei In seiner kleinen Mühle. Das Mühlchen klappert Brot herbei Bei Sonnenbrand und Kühle. 2. Nicht weit davon ein König hat Ein Schloß sich aufgebauet. Wär’ nicht die Mühl', man hätte Stadt Und Land draus überschauet. 3. Ter Kö:ng bot dem Müller Geld: „Verkauf mir deine Hütte! Bau neu sie auf, wo dir's gefällt, Nach größerm Maß und Schnitte." 4. „Mein Mühlchen ist mir gut genug, Das laß ich meinen Erben; Es trägt des Vaters Segenspruch, Hier will ich ruhig sterben." —

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 183

1902 - Karlsruhe : Lang
— 183 — werden muß." Die Römer hetzten die mit Rom verbündeten kleinen Könige in Nordafrika fortwährend auf, die Karthager zu kranken und ihnen Teile ihres Gebietes wegzunehmen. Wollten die Karthager sich wehren, fo hatten sie die Römer zu fürchten. In der Tat entstand hieraus der dritte punische Krieg. Ein römisches Heer wurde nach Afrika geschickt. Die Karthager baten um Frieden und Schonung. Man sagte ihnen die Gewährung zu, wenn sie alle ihre Schiffe, Kriegsmaschinen, Waffen und Kriegselefanten auslieferten. Sie taten dies; nun aber verlangten die Römer, Karthago müsse verlassen und niedergerissen werden, und die Bewohner müßten sich zehn römische Meilen von der Meeresküste ansiedeln. Diese Treulosigkeit feuerte den Mut der Karthager zum Verzweiflungskampfe an. Rastlos arbeiteten sie, Vornehme und Gemeine, an der Befestigung ihrer Stadt, an der Herstellung neuer Waffen und Kriegsmaschinen; was von Metall im Besitze der Einwohner war, auch Gold und Silber, wurde hierfür verwendet; edle Frauen schnitten sich das reiche Haar ab, damit Stränge sür Bogen und Wurf Maschinen daraus gefertigt würden. Zwei Jahre widerstand die Stadt den Angriffen der Römer. Endlich wurde sie durch Cornelius Scipio Ämilianus erstürmt und durch Brand zerstört. Siebzehn Tage wütete das Feuer. Die große Mehrzahl der Einwohner, die den Kamps überlebt hatten, fand ihr Ende in den Flammen. Nach weiteren fünfzig Jahren waren die Römer die Herren aller Länder an den Küsten des Mittelmeeres, Ägypten ausgenommen. 4. Bürgerliche Unruhen in Rom. Je weiter sich die Herrschaft Roms ausdehnte, je höher dadurch die Macht und der Reichtum der Stadt anwuchs, desto mehr entfernten sich die Römer von ihren alten, einfachen Sitten und von ihrer schlichten, patriotischen Tugend. Diejbrncfst nach Besitz und Genuß, nach Macht und Einfluß im Staate verdrängte die opferfreudige Hingabe ans Vaterland. Die Bevölkerung der Stadt Rom vermehrte sich in die Hunderttausende; Straßen und Plätze, besonders das Kapitol, die alte Burg der Stadt, ferner das Forum (Marktplatz) waren mit prächtigen Tempeln, Staatsgebäuden und Wohnhäusern geschmückt; die Reichen besaßen überdies noch Landhäuser mit prächtigen Gärten, angefüllt mit kostbaren Geräten und Bildwerken. Aber neben dem Glanze und dem Reichtum gab es auch Armut und Elend genug. Patriotisch gesinnte Männer beklagten den Verfall der Sitten und suchten durch Gesetze dem Verderben Einhalt zu tun und eine gerechtere Verteilung der irdischen Güter herbeizuführen. Der römische Staat besaß durch die vielen Eroberungen

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 215

1902 - Karlsruhe : Lang
— 215 Alles, was vom alten Frankreich noch übrig war, sollte vernichtet werden. Die alte Zeitrechnung wurde aufgehoben und eine neue begonnen mit dem 21. September 1792, als dem ersten Jahre der „einen ungeteilten Republik"; an die Stelle des christlichen Kalenders trat der republikanische, iu dem die einzelnen Tage nach Ackergeräten, Haustieren und Nutzpflanzen bezeichnet waren; die Kinder wurden mit römischen, griechischen, persischen Vornamen (Brutus, Aristides, Sadi) benannt. Die alten Münzen, Maße, Gewichte wurden durch ueue — in der Tat bessere — ersetzt. Die Kirchen wurden verwüstet und geschändet, endlich aus Betreiben des Pariser Gemeinderates die christliche Religion abgeschafft, der Gottesdienst untersagt und an die Stelle der Gottesverehrung die lächerliche Fratze einer Verehrung der Vernunft gesetzt. Das verderbliche Beispiel der Pariser, der Vernunft einen Tempel zu bauen, wirkte auch in anderen Städten des damaligen Frankreich nach. Mit großer Feierlichkeit wurde im November 1793 das Münster in Straßburg zum Vernunfttempel eingeweiht. Auch iu Colmar führte man die Verehrung der Göttin Vernunft ein. Die Feier fand da am Nikolaustage desselben Jahres in nachstehender Weise statt. Schon vier Wochen vorher richtete man die Martinskirche für die Festfeier her. Der Hauptaltar: die vier Seitenaltäre und die Kanzel wurden niedergerissen und in Stücke zerbrochen. Die großen Taussteine, die Weihwasserbecken, die Kirchenstühle und Bänke wurden fortgefchafft. Über dem Haupteingang der Kirche brachte man eine große, schwarze Tafel an, auf der mit goldenen Buchstaben geschrieben stand: „Temple de la raison. Tempel der Vernunft." Im Innern der Kirche hatte man an Stelle des weggeräumten Hochaltars ein hohes Gerüst ausgeschlagen, das einen Berg vorstellen sollte. Cben ans dem Gipfel loderte ein helles Fener. Das sollte den Verstand, der Berg das Erhabene der neuen Republik darstellen. Am Abhang des Berges standen die ans Holz gemalten Figuren der Freiheit und Gleichheit, der Tapserkeit und Industrie. Um den Tempel weiter auszuschmücken, flochten die Frauen Colmars Kränze ans Blumen. Unter solchen Vorbereitungen kam der Festtag heran. Hundert, nach anderen Angaben sogar fünfhundert junge Mädchen schmückten sich mit weißen Kleidern, trugen grüne Kronen auf dem Kopfe Sitten widersprach, benutzten feine Gegner und brachten ihn ans die Anklagebank. Vier Stunden lang wurde er ein der Guillotine aus dem Kleberplatze ausgestellt und vom Volke verhöhnt. Dann wurde» er nach Paris abgeführt. Monate lang schmachtete er im Kerker und büßte, nicht ganz 88 Jahre alt, am 1. April 1794 aus dem Schaffet feine schweren Verbrechen.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 152

1906 - München : Oldenbourg
152 31. Nürnberg und seine Kunst. der Dürerschätze, die heute in Wien, München und London verwahrt werden. In der Zeit völligen Niederganges des deutschen Wesens nach dem Dreißigjährigen Kriege blieb Dürers Name neben dem Holbeins der einzige geachtete aus der deutschen Vergangenheit. Goethe spricht trotz seiner Vorliebe für die Antike mit größter Bewunderung von ihm. Und als im 19. Jahrhundert die Liebe zur deutschen Kunst neu erwachte, da ward bald Dürer der ausgesprochen Liebling des deutschen Volkes. Und das mit Recht. " Wohl mag es größere Künstler und geschicktere Maler gegeben haben; allein es gab keinen anderen, der hohe, ernste Kunst mit schlichter Volkstümlichkeit zu verbinden wußte so wie er, keilten zweiten, der sich von jeder Pose so ferne hielt, der nie für Feinschmecker arbeitete, sondern nur zur entfachen, wahren Empfindung sprechen wollte. Das ist echt deutsche Art, die stete Liebe und Bewunderung verdient. 30. Zur Geburtsfeier Albrecht Dürers. Von Martin (Breis.1) Deutscher Kunst erhab'ner Meister, Dein Vermächtnis wird nicht alt, Noch bewegst du alle Geister Wie mit Jugend-Allgewalt. Deines Volkes Wunderleben Quoll aus deiner Hand hervor, Durch dein grenzenloses Streben Stieg es höher noch empor. Ohne Schmuck und fremde Zierde Gibst du ganz das Eig'ne nur Und mit fröhlicher Begierde Endlich selber die Natur. Wie sie sich dir offenbaren, Stellst du alle Dinge dar: Engel- oder Teufelscharen, Alle malst du treu und wahr. Aber all dein sich'res können Hat dir nie die (Blut geraubt, Denn der Deutsche will bekennen, Was er fühlt und was er glaubt. Mit dem Pinsel, mit der Feder Gleich vertraut und gleich geschickt, Hat doch deiner Tage jeder Dich urmächtig neu erblickt. Deiner Arbeit war kein Ende, Wie du dir das Ziel gestellt, Und die Werke deiner Hände Sind bestaunt in aller Welt. Schon das hohe Künstlerzeichen Weckt uns Stolz und Rührung auf: Keiner wagt dich zu erreichen Jemals in der Zeiten Lauf. 31. Nürnberg und seine Kunst?) Von Hermann Uhde-Bernays.* Mit dem Namen Nürnbergs, der alten Reichsstadt, eint sich untrennbar die Erinnerung an die Herrlichkeit und Größe alten deutschen Wesens und alter deutscher Macht. Was „deutsch ist und echt", hat hier den Ausdruck x) „Gesammelte Werke", I., 313. Leipzig 1895, Amelang. 2) Da der Kunstweise Albrecht Dürers ein besonderer Abschnitt gewidmet wurde, ist dieser Meister hier nur soweit berücksichtigt, als er im Rahmen der Gesamtdarstellung nicht übergangen werden konnte.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 153

1906 - München : Oldenbourg
31. Nürnberg und seine Kunst. 153 der edelsten, reichsten, weil auf einheitlicher Bahn durchgeführten Vollendung gefunden. Wie auf den Fingerzeig einer gütigen Gottheit gelangten hochbegnadete Meister in dem Augenblick zur Entfaltung ihres segensreichen Wirkens, als ihre Vaterstadt gerade ihrer Vermittlung bedurfte. Durch ihre sich ergänzende Tätigkeit erhob sie sich auf eine ungewöhnliche Höhe künstlerischen und wissenschaftlichen Gestaltungsvermögens. Als dieser Augenblick eintrat — um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert — begann zugleich jene Palas. Sinwellturm. Kaiserstallung. Luginsland. ■ itf’ü Nürnberg mit der Burg, Südansicht vom Turm der Lorenzerkirche aus. (Nach Steinhausen. Kulturgeschichte. Bibl. Institut, Leipzig.) auf die vorbildlichen Arbeiten der Nürnberger Künstler fast allein begründete Epoche der deutschen Kunstentwicklung, welche wir „deutsche Renaissance" zu nennen uns gewöhnt haben. Aber kaum länger als ein Menschenalter erhielt sich Nürnberg in seiner führenden Stellung. Mit dem Aufsteigen einer neuen Zeit ging sein Niedergang Hand in Hand. Wie ganz Deutschland brach es unter dem Dreißigjährigen Krieg zusammen um sich nicht mehr zu erholen. Der Nachwelt bleibt neben den herrlichen Zeugnissen einstmaligen Ruhmes die Freude au den Bauwerken der Stadt, welche den Forderungen der Gegenwart zum Trotz ihren mittelalterlichen Charakter so treu wie möglich zu wahren bestrebt ist. Weit hinaus in die fränkischen Lande leuchtet das helle Rot der Ziegel, die Nürnbergs Bnrg decken. Dem breiten Gebäude stehen in künstlerischer Unregelmäßigkeit schlanke Wachttürme zur Seite. Nordwärts zeugt der Graben von der vormaligen Notwendigkeit ernster Verteidigung, südlich umschließt als
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